Wer diesen Blog schon eine Weile verfolgt, weiß, dass ich einen besonderen Platz im Herzen für die chinesische Küche habe. Und nachdem mein bisheriger Leipziger Lieblings-Chinese leider seit einem Jahr nicht mehr existiert (adieu, liebes Funke!), muss man sich ja neue Jagdgründe erschließen. Ich habe also ein relativ neues chinesisches Restaurant getestet, welches sich an der Grenze zwischen Schleußig und Plagwitz direkt am Kanal befindet.
Die Lage des Koufu könnte besser nicht sein – der Freisitz bietet direkten Blick auf das Wasser (allerdings führt auch eine mäßig genutzte Fahrradstrecke durch das Areal). Das Innere des Restaurants erscheint etwas ungünstig aufgeteilt. Die offene Küche nimmt einen großen Teil ein, da bleibt nicht mehr viel Platz für weitere Tische. Der Raum hat aber den bekannten West-Leipziger Industriecharme renovierter Gebäude.
Insgesamt ist der Leipziger Westen ja für die reichhaltige internationale Küche bekannt. Das Koufu bietet da eine gute Ergänzung, denn authentische chinesische Restaurants gibt es in Leipzig nicht viele, obwohl ich immer öfter das Gefühl habe, dass sich einige der traditionellen chinesischen Gerichte (Teigtaschen!) hierzulande wachsender Beliebtheit erfreuen.

Jiaozi (Teigtaschen mit unterschiedlichen Füllungen)
Und damit ist auch schon das Geheimnis des Aushängeschilds im Koufu gelüftet: Die erste Seite der Karte beinhaltet ausschließlich verschiedene Varianten der Teigtaschen (Jiaozi). Neben der klassischen Füllung (Schweinefleisch und Kohl) gibt es noch einige andere Versionen, unter anderem eine vegane. Wir wählen eine Mischung aller Fleisch-Teigtaschen (neben Kohl gibt es noch Fenchel, Bohnen oder Möhren als Zutaten) und sind begeistert: Die Teigtaschen sehen nicht nur hübsch aus (die Sorten sind auch von außen aufgrund der unterschiedlichen Teigfarben zu unterscheiden), sondern sind auch noch eindeutig selbstgemacht und sehr lecker. Die geschmacklichen Unterschiede zwischen den Sorten sind sehr gut erkennbar. Als Dip gibt es eine Mischung aus Reisessig und Chiliöl. Eine eigene Wahlmöglichkeit wäre vielleicht schön gewesen, aber der Dip hat auch so sehr gut gepasst. Bei so einem guten Gesamtpaket also kein Wunder, dass die Teigtaschen auf beinahe jedem Tisch landen, der an diesem Abend besetzt ist.

Glasnudelsalat mit Möhren, Gurken und Erdnusssoße
Wir probieren außerdem noch den Glasnudelsalat mit Erdnusssoße und – wie könnte es anders sein – Mapo Tofu (weicher Tofu und Fleisch in scharfer Soße mit einer Portion Reis), den Klassiker der Szechuan-Küche. Der Glasnudelsalat ist sehr hübsch angerichtet, die Erdnusssoße nicht zu aufdringlich, aber in einem guten Verhältnis zu den restlichen Zutaten. An einem warmen Tag wie zu unserem Besuch ist der Salat als kaltes Gericht eine gute Wahl. Nur das Preis-Leistungsverhältnis ist hier wohl unter den von uns getesteten Gerichten das schlechteste (auch wenn es lecker ist: 6,20€ erscheint angesichts der doch recht günstigen Zutaten und kleinen Portionsgröße etwas viel).

Mapo Tofu
Und das Mapo Tofu… Ich weiß gar nicht, wo ich beginnen soll, zu schwärmen ;-). Vielleicht beim Fleisch: Normalerweise kenne ich Mapo Tofu mit Hackfleisch. Im Koufu gibt es stattdessen Rindfleisch in dünnen Streifen. Das sieht nicht nur besser aus, es gibt dem Gericht eine besondere Note. Der Tofu ist weich, zerfällt aber nicht und bietet genau die richtige Neutralität, die man zusammen mit der Soße benötigt. Und die ist das Highlight am Gericht: scharf mit einer wahren Gewürzexplosion von Szechuanpfeffer, fermentierten Bohnen, Chilis, Ingwer … Das ist ja das Tolle (und gleichzeitig Schwierige) an Mapo Tofu: Es ist zwar (mitunter betäubend) scharf, bringt aber so viel Geschmack mit, dass die Schärfe nur eine Komponente ist und nicht das einzige Merkmal. (Trotzdem, wer Probleme mit asiatischer Schärfe hat, sollte sich lieber ein anderes Gericht aussuchen.)
Geschmacklich haben mir die drei Gerichte sehr zugesagt. Die Portionen hätten angesichts der Preise im mittleren bis höheren Bereich etwas größer sein dürfen, auch wenn man die chinesische Esskultur (alle Gerichte kommen in die Mitte und kann von allem essen) berücksichtigt. Aber es gibt auch weitere Pluspunkte: Die Karte enthält eine Vielzahl veganer Gerichte, sodass man auch mit einer rein veganen Auswahl viele verschiedene Dinge probieren kann. Auch Mapo Tofu gibt es übrigens in einer veganen Version. Außerdem werden verschiedene Desserts (asiatische und internationale) angeboten.
Fazit:
Das chinesische Restaurant Koufu bietet authentische Küche in hoher Qualität. Die Lage des Restaurants, die Auswahl und der Geschmack der Gerichte überzeugen besonders. Damit ist das Koufu die perfekte Wahl für einen entspannten Abend mit neuen kulinarischen Erlebnissen.
Fakten:
Name |
Chinesisches Restaurant Koufu |
Adresse |
Industriestraße 37, 04229 Leipzig |
Stadtteil |
Plagwitz |
Preisspanne Hauptgerichte |
6,20€ – 18,80€ |
Barrierefreiheit |
ja |
Sauberkeit |
gut |